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Vornehme Blässe? Von wegen...

Aktualisiert: 18. Apr. 2021


"Haare schwarz wie Ebenholz, ein Mund rot wie Blut und Haut weiß wie Schnee"- das märchenhafte Schönheitsideal von Schneewittchen… Gar nicht so überrollt, wie man denkt. Selbst wenn heutzutage (trotz der Warnungen aller Dermatologen) der Wunsch nach sonnengebräunter Haut anhält- im Unterbewusstsein symbolisiert helle Haut nach wie vor zarten Edel, Unschuld und Reinheit. Vielleicht, weil weiße Haut wirklich etwas besonderes ist- genetisch entstand sie erst vor rund 8000 Jahren! Aber muss das denn wirklich?


Die "vornehme Blässe" galt von den alten Hochkulturen Ägyptens, über die Renaissance bis in das 20. Jahrhundert als vornehm und erstrebenswert und vor allem als Zeichen von hoher Herkunft und Luxus- keine Frau, die es sich leisten konnte hätte sich jemals ohne Sonnenschirm nach draußen bewegt. Im 16. Jahrhundert trugen Frauen als Schutz sogar spezielle Gesichtsmasken aus Samt mit einem Band an beiden Seiten, an dessen Ende ein Glasknopf befestigt war, den sie ständig zwischen den Zähnen festhalten mussten.

Für den perfekten weißen Teint griffen die damaligen modebewussten Schönheiten gern zu Naturmitteln wie Zitronensaft und Pfirsichschalen zum Aufhellen der Haut, Rosen- oder Nussbaumblüten-Dampf, Veilchen-, Rosmarin- oder Fenchelblätter zur Pflege, zerdrückten Erdbeeren oder Mohnblumenblätter gegen Falten, Auberginen, Löwenzahn oder Petersilie gegen Hautflecken, Sommersprossen und Couperose.

1630 in seinem in Lyon erschienenen Werk behauptete ein gewisser Doktor Pierre Jaquelot, dass Sonnenwärme auf dem Körper auf die Stimmung schlage und Fieber verursache. Also versuchten die damaligen europäischen High Society Damen jeglichen Kontakt mit frischer Luft und Sonne zu verhindern, indem sie ihre Haut mit den unglaublichsten Mischungen bedeckten. Am österreichischen Hof benutzte man eine Paste aus Kürbisöl, Kampfer und Siegellack. Königin Elizabeth I. (1533-1603) schwor auf Mischung aus Bleiweiß und Essig- es versteckte zwar ihre Pockennarben, griff aber Haaransatz und die Augenbrauen an. Ein anderes beliebtes "Make-up" enthielt Arsen und Bleiazetat, Karbolsäure oder sogar Quecksilver! Viele der "Wunder-Cremes" erwiesen sich als ungesund, also warnte ende des 17. Jahrhunderts die "Sociètè Royale de Mèdècine" vor der Anwendung.

Einflussreichen Damen des Versailler Hofs wie Madame du Barry und die spätere Königin Marie-Antoinette vertraten die Ansicht, dass Hygiene der beste Weg zu einer schönen Haut sei- das Baden kam in Mode. Wer keine Nutztierherde hatte und nicht wie einst Kleopatra in Milch baden konnte, der half sich mit in Säckchen verpackten, zur Pulver geriebenen Leinsamen, süßen Mandeln, Pinienkernen, Eibischwurzel und Lilienzwiebel.

Kaiserin Josephine bedeckte ihren kreolischen Teint mit dicker Schicht weißen Make-ups auf Speckstein Basis, die sich im laufe des Tages in Flocken auflöste.

Im 19. Jahrhundert behandelte man seine Haut mit Eiweiß, Eigelb, diversen Früchten, Essig oder Reisstärke, aber auch mit den ersten echten, von Parfümeuren entwickelten Kosmetika. Ober dies gewinnt Hygiene und gesunde Ernährung immer mehr an Bedeutung, sowie häufiges Baden, regelmäßiges waschen mit echter "Savon de Marseille" und sogar kurzes Sonnenbaden in Eva-Kostüm. In den 1920-er Jahren entwickelt Maksymilian Faktorowicz alias Max Factor die erste moderne Foundation...


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